Wer die Einheit von Leib, Seele und Geist dadurch zulässt, dass er die Seele von der Furcht befreit, der lässt diese drei Aspekte unseres Seins zu Stützen werden der Wahrheit, der Schönheit und der Güte in der Welt.[1] Das sind die drei großen Menschheitsideale. Das waren sie schon immer, aber wir haben keine konkrete Empfindung mehr für sie – sie tragen höchstens einen abstrakten Wert, über den die Philosophen und die Akademiker diskutieren. Nur durch das Führen eines künstlerischen Lebens werden diese Ideale zu Wirklichkeiten, welche die Furcht in der Welt überwinden. Wer das eine Ideal herabwertet, der wertet auch die anderen mit herab. Jedes ist auf das Heil und die Lebenskraft der anderen angewiesen.
Die Wahrheit fühlen wir dadurch, dass wir eine engere, imaginativere Beziehung mit der Wirklichkeit eingehen, und zwar kraft der Ganzheitlichkeit des Leibes. An der Wahrheit wiederum erstarkt die Empfindung unseres körperlichen Daseins. Wir empfinden eine innere Kraft, ziemlich physisch-körperlicher Art, wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns für etwas Wahres eingesetzt haben. Die Wahrheit können wir nicht immer wissen; ja: In dieser komplexen Welt kommt das fast nie vor. Aber wir tun besser dran, auf ein leiblich empfundenes Gefühl für die Wahrheit hin zu arbeiten, als den eigenen Standpunkt zu verkünden und die eigene Meinung als Tatsache hinzustellen.
Schönheit finden wir, indem wir die Disziplin und die Sensibilität besitzen, das Ganze wahrzunehmen, statt nur die einzelnen Teile. Die Gegenwart der Schönheit ist es, was uns das Leben des Körpers – die Fingerspitzen, die Stirn, die innere Wärme, die Sinnesempfindungen, die Emotionen – spüren und diese Eigenschaften in fortlaufender Weise erleben lässt (und nicht nur dann, wenn sie hin und wieder an die Oberfläche heraufsprudeln). Ein künstlerisch geführtes Leben führt uns zur Schönheit zurück. Die Schönheit ihrerseits lässt im Körper die Freude wieder anwesend sein.
Die Güte entdecken wir dadurch, dass wir auf unsere gesteigerte – dem Erwachen zur Wahrheit und zur Schönheit entstammte – seelische Wachheit hin handeln. Güte bringt den Willen in die Tat. Wir fühlen das Gute nicht bloß, sondern wir tun es. Güte besteht in der Fähigkeit, über uns selbst, über unsere Eigeninteressen hinauszugehen und uns ins Leben anderer Menschen hineinzubegeben, und zwar nicht in übergriffiger, sondern in selbstloser Weise. Ein künstlerisch geführtes Leben erzieht uns zur Feinfühligkeit. Diese Feinfühligkeit brauchen wir für die Fähigkeit, uns dadurch um andere Menschen sorgen zu können, dass wir das Notwendige sich von selbst offenbaren lassen anstatt dadurch, dass wir ihnen unsere eigene Sichtweise des Richtigen aufzwingen.
[1] Howard, Art as Spiritual Activity, S. 272-281.
Die Wahrheit fühlen wir dadurch, dass wir eine engere, imaginativere Beziehung mit der Wirklichkeit eingehen, und zwar kraft der Ganzheitlichkeit des Leibes. An der Wahrheit wiederum erstarkt die Empfindung unseres körperlichen Daseins. Wir empfinden eine innere Kraft, ziemlich physisch-körperlicher Art, wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns für etwas Wahres eingesetzt haben. Die Wahrheit können wir nicht immer wissen; ja: In dieser komplexen Welt kommt das fast nie vor. Aber wir tun besser dran, auf ein leiblich empfundenes Gefühl für die Wahrheit hin zu arbeiten, als den eigenen Standpunkt zu verkünden und die eigene Meinung als Tatsache hinzustellen.
Schönheit finden wir, indem wir die Disziplin und die Sensibilität besitzen, das Ganze wahrzunehmen, statt nur die einzelnen Teile. Die Gegenwart der Schönheit ist es, was uns das Leben des Körpers – die Fingerspitzen, die Stirn, die innere Wärme, die Sinnesempfindungen, die Emotionen – spüren und diese Eigenschaften in fortlaufender Weise erleben lässt (und nicht nur dann, wenn sie hin und wieder an die Oberfläche heraufsprudeln). Ein künstlerisch geführtes Leben führt uns zur Schönheit zurück. Die Schönheit ihrerseits lässt im Körper die Freude wieder anwesend sein.
Die Güte entdecken wir dadurch, dass wir auf unsere gesteigerte – dem Erwachen zur Wahrheit und zur Schönheit entstammte – seelische Wachheit hin handeln. Güte bringt den Willen in die Tat. Wir fühlen das Gute nicht bloß, sondern wir tun es. Güte besteht in der Fähigkeit, über uns selbst, über unsere Eigeninteressen hinauszugehen und uns ins Leben anderer Menschen hineinzubegeben, und zwar nicht in übergriffiger, sondern in selbstloser Weise. Ein künstlerisch geführtes Leben erzieht uns zur Feinfühligkeit. Diese Feinfühligkeit brauchen wir für die Fähigkeit, uns dadurch um andere Menschen sorgen zu können, dass wir das Notwendige sich von selbst offenbaren lassen anstatt dadurch, dass wir ihnen unsere eigene Sichtweise des Richtigen aufzwingen.
[1] Howard, Art as Spiritual Activity, S. 272-281.