Der Doppelgänger [3. Teil]
Der institutionelle Doppelgänger
Der Prozess der Verdoppelung hat nichts zu tun mit der Dissoziation, mit multiplen Persönlichkeitsstörungen oder mit dem, was heute in der Psychologie als Borderline-Erkrankung bezeichnet wird. Der potentielle Verlust einer Empfindung für das, was wir sind, existiert für jeden, der mit einem überwältigenden Maß an Furcht zu leben hat. Das öffnet Tor und Tür für dein Eintritt des Doppelgängers:
Eine Kultur wie unsere also, die in so großem Stil auf materialistische Werte fixiert ist, ist dazu reif, dass ihre grundlegenden institutionellen Strukturen vom Doppelgänger befallen werden.
Als Beispiel dafür, wie eine Institution vom Doppelgänger durchsetzt wird, können wir die Wissenschaft in Betracht ziehen. Wissenschaftliche Entdeckungen, die in das allgemeine Kulturleben rasch übernommen werden, werden oft als mit einem plötzlichen Durchbruch von Seiten der Forscher in Verbindung gebracht. Ein jüngeres Beispiel ist die Person, die den Gencode entdeckt hat. Diese Person arbeitete viele Jahre an dem Problem. Als er eines Tages über eine kalifornische Autobahn gerade zur Arbeit fuhr und über seine Arbeit nachdachte, wurde er durch die wiederholte Tätigkeit des Autobahnfahrens in ein eine Art Trance-Zustand eingelullt. In diesem Zustand kam ihm plötzlich die Lösung des Problems des Gencodes. Seine Lösung stellte sich als richtig heraus, und innerhalb kurzer Zeit wurden die technischen Mittel entwickelt, um „genetische Fingerabdrucke“ zu erzeugen. Diese Technologie wird inzwischen weitläufig eingesetzt, um festzustellen, ob jemand schuldig ist, der eines Verbrechens wie Vergewaltigung oder Mord bezichtigt wird. Wenn eine Blut- oder Samenprobe entnommen werden kann, so kann deren genetischen Code mit der des beschuldigen Menschen in Übereinstimmung gebracht werden. Inzwischen bedauert dieser Forscher interessanterweise, dass seine Entdeckung von der Scientific Community so bereitwillig aufgegriffen wurde – wegen der Möglichkeiten des Missbrauchs, zu dem seine Forschungsergebnisse führen könnten.
Die Geschichte der Wissenschaft ist mit solchen Vorkommnissen reichlich bestückt. Wir haben die Tendenz, auch dann solche Ereignisse dem Paradigma der wissenschaftlichen Kreativität und Entdeckung zuzuzählen, wenn sie ohne jedes bewusste Verständnis der Auswirkung auf das Seelenleben eintreten. Manche wissenschaftlichen Entdeckungen verdanken wir einem Menschen, der es zu einer imaginativen Fähigkeit des Bewusstseins gebracht hatte. Jemand wie David Bohm, zum Beispiel, der wichtige Entdeckungen in der Physik gemacht hat, besaß eine gut ausgebildete Weltanschauung. Bohms ganzes Leben war der Ausbildung der Fähigkeit gewidmet, das einzelne Ereignis im Kontext der Ganzheit wahrzunehmen, da heraus entsprangen seine wissenschaftlichen Entdeckungen. Schnelle Entdeckungen haben aber oftmals keinen so gediegenen Hintergrund; deshalb ist die Gefahr erheblich, dass diese Entdeckungen nicht einer voll ausgebildeten Phantasie, sondern einer Art dunklen Begabung des Doppelgängers entstammen.
Es muss eine phantasievolle Wissenschaft von einer technologisch brillanten Wissenschaft unterschieden werden. Jene geht im Licht einer bildhaften Erkenntnis vor sich, diese verlässt sich gläubig auf die wissenschaftliche Methodik als der Entdeckungsweg. Dieser bringt häufig Ergebnisse hervor, die zu Beginn wohltuend aussehen, sich aber mit der Zeit als zerstörerisch herausstellen. DDT schien eine Lösung des Problems der durch Insekte verbreiteten Krankheiten zu sein; Jahre später stellte es sich als Karzinom heraus. Wie viele für hilfreich erachtete Drogen bewirken langfristige Schäden? Technologische Neuerungen verhalten sich gemäß einem ähnlichen Muster. Das Internet zum Beispiel wirkt wie eine revolutionäre technische Errungenschaft. Bislang hat aber noch niemand die Phantasiekraft aufgebracht, um es im Hinblick auf seine Auswirkung auf das Seelenleben zu betrachten. Zwar wird das Internet als größtes Werkzeug der Kommunikation seit der Erfindung des Buchdrucks hochgehalten; es könnte aber wohl sein, dass es eine Art Doppelgänger der Kommunikation darstellt. Man bedenke, wie viel dadurch ausgelöscht wird, dass man im Cyberspace Beziehungen pflegt. Der Leib wird ausgeschlossen, die Nuancen des Sprechens ausgeschaltet, die Wichtigkeit dessen, was unausgesprochen bleibt ist weg. Email etwa lässt sich mit dem Schreiben von Briefen gar nicht vergleichen. Das Mailen wird normalerweise mit Hast getan. Wir erwarten eine sofortige Antwort. Die Kommunikation ist mehr oder weniger auf reine Informationsübertragung reduziert.
Das Problematische einer technologischen Wissenschaft, deren Innovationen nicht von einem mit der Seele durchdrungenen Bewusstsein gelenkt werden, ist, dass das Handeln der Erkenntnis vorauseilt. Es ist hauptsächlich durch die Lücken in unserer Erkenntnis, dass der Doppelgänger in das Leben von Institutionen einverleibt wird, ob es sich um das institutionelle Leben der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Bildung oder sonst einem Feld handelt.
Der Doppelgänger findet den Eingang in das Kulturleben und das Leben der Institutionen insbesondere durch Disziplinen, in denen die Menschlichkeit eine zentrale Rolle spielen soll. Viele dieser Disziplinen haben die wissenschaftliche Methode adoptiert, ohne jede Vorstellung davon zu haben, mit was für einer Wirklichkeit sie es zu tun haben. Im 19. Jahrhundert ergriffen die Psychologie, die Soziologie, die Wirtschaftslehre und die Politikwissenschaft die wissenschaftliche Methode und wandten sie direkt auf Menschen an, als ginge es, die für diese Wirklichkeitsebene wesentlichen Elemente – wie etwa die Seele, der Geist, die Freiheit, der Wille – zu objektifizieren und zu quantifizieren. Die Verhaltenspsychologie begreift die Menschen im Hinblick auf elementarere Aspekte des Verhaltens, und dann verwendet die Werbung dieses Verständnis, um uns zu manipulieren. Die moderne Wirtschaftstheorie steckt hinter der Manipulation der Zinsraten und setzt voraus, dass der Mensch rein von dem Eigeninteresse gesteuert ist. Um die Politik zu bestimmen, verlässt sich die Politik auf Umfragen und nicht auf den Begriff des Gemeinwohls. Alle diese Auffassungen machen die Schleusen weit für den Doppelgänger.
Angenommen ein Kulturwelt-Doppelgänger hat sich einmal etabliert: Auch dann, wenn die entsprechenden Probleme offenkundig werden, werden Versuche, die Situation zu berichtigen, scheitern. Denn sie werden von der gleichen Bewusstseinsart gelenkt, wie die Bewusstseinsart, welche die Probleme erst verursachten. Da uns die Tatsache verborgen bleibt, dass wir in einer verdoppelten Welt leben, kann es gar nicht anders sein. Die einzig mögliche Lösung wird dann der völlige Zusammenbruch der Institution sein, in der der Doppelgänger seinen Wohnort gefunden hat. Es ist so, wie wenn unsere Kollektivseele in einer chinesischen Puzzelbox eingeschlossen worden wäre, und die einzige Chance, die wir haben, darin besteht, die Puzzlebox zu zerschmettern. In dieser Weise schafft es der Doppelgänger, die Menschen in einem andauernden Zustand der Furcht zu behalten. Es scheint, als hätten wir keine andere Wahl, als einen Vollkollaps abzuwarten – was wiederum mehr Furcht erzeugt, zusammen mit dem Bedürfnis, uns noch fester an der Illusion zu klammern. Man unterschätze die Schläue des Doppelgängers ja nicht. Er wird stets die Furcht gebrauchen, um immer cleverere Ausführungen von ihr zu erschaffen.
Als Nächstes der Schluss: Wie man sich der diversen Doppelgänger bewusst wird
Der Prozess der Verdoppelung hat nichts zu tun mit der Dissoziation, mit multiplen Persönlichkeitsstörungen oder mit dem, was heute in der Psychologie als Borderline-Erkrankung bezeichnet wird. Der potentielle Verlust einer Empfindung für das, was wir sind, existiert für jeden, der mit einem überwältigenden Maß an Furcht zu leben hat. Das öffnet Tor und Tür für dein Eintritt des Doppelgängers:
- Ein Leben mit nur denjenigen Bewusstseins-Fähigkeiten, die ausschließlich die materielle Wirklichkeit erfassen können
- Das Unvermögen, ein bewusstes Seelen- oder Geistesleben zu führen beziehungsweise
- Das Aufsuchen bewusst erlebter seelischer oder geistiger Erlebnisse in ungesunder Weise.
Eine Kultur wie unsere also, die in so großem Stil auf materialistische Werte fixiert ist, ist dazu reif, dass ihre grundlegenden institutionellen Strukturen vom Doppelgänger befallen werden.
Als Beispiel dafür, wie eine Institution vom Doppelgänger durchsetzt wird, können wir die Wissenschaft in Betracht ziehen. Wissenschaftliche Entdeckungen, die in das allgemeine Kulturleben rasch übernommen werden, werden oft als mit einem plötzlichen Durchbruch von Seiten der Forscher in Verbindung gebracht. Ein jüngeres Beispiel ist die Person, die den Gencode entdeckt hat. Diese Person arbeitete viele Jahre an dem Problem. Als er eines Tages über eine kalifornische Autobahn gerade zur Arbeit fuhr und über seine Arbeit nachdachte, wurde er durch die wiederholte Tätigkeit des Autobahnfahrens in ein eine Art Trance-Zustand eingelullt. In diesem Zustand kam ihm plötzlich die Lösung des Problems des Gencodes. Seine Lösung stellte sich als richtig heraus, und innerhalb kurzer Zeit wurden die technischen Mittel entwickelt, um „genetische Fingerabdrucke“ zu erzeugen. Diese Technologie wird inzwischen weitläufig eingesetzt, um festzustellen, ob jemand schuldig ist, der eines Verbrechens wie Vergewaltigung oder Mord bezichtigt wird. Wenn eine Blut- oder Samenprobe entnommen werden kann, so kann deren genetischen Code mit der des beschuldigen Menschen in Übereinstimmung gebracht werden. Inzwischen bedauert dieser Forscher interessanterweise, dass seine Entdeckung von der Scientific Community so bereitwillig aufgegriffen wurde – wegen der Möglichkeiten des Missbrauchs, zu dem seine Forschungsergebnisse führen könnten.
Die Geschichte der Wissenschaft ist mit solchen Vorkommnissen reichlich bestückt. Wir haben die Tendenz, auch dann solche Ereignisse dem Paradigma der wissenschaftlichen Kreativität und Entdeckung zuzuzählen, wenn sie ohne jedes bewusste Verständnis der Auswirkung auf das Seelenleben eintreten. Manche wissenschaftlichen Entdeckungen verdanken wir einem Menschen, der es zu einer imaginativen Fähigkeit des Bewusstseins gebracht hatte. Jemand wie David Bohm, zum Beispiel, der wichtige Entdeckungen in der Physik gemacht hat, besaß eine gut ausgebildete Weltanschauung. Bohms ganzes Leben war der Ausbildung der Fähigkeit gewidmet, das einzelne Ereignis im Kontext der Ganzheit wahrzunehmen, da heraus entsprangen seine wissenschaftlichen Entdeckungen. Schnelle Entdeckungen haben aber oftmals keinen so gediegenen Hintergrund; deshalb ist die Gefahr erheblich, dass diese Entdeckungen nicht einer voll ausgebildeten Phantasie, sondern einer Art dunklen Begabung des Doppelgängers entstammen.
Es muss eine phantasievolle Wissenschaft von einer technologisch brillanten Wissenschaft unterschieden werden. Jene geht im Licht einer bildhaften Erkenntnis vor sich, diese verlässt sich gläubig auf die wissenschaftliche Methodik als der Entdeckungsweg. Dieser bringt häufig Ergebnisse hervor, die zu Beginn wohltuend aussehen, sich aber mit der Zeit als zerstörerisch herausstellen. DDT schien eine Lösung des Problems der durch Insekte verbreiteten Krankheiten zu sein; Jahre später stellte es sich als Karzinom heraus. Wie viele für hilfreich erachtete Drogen bewirken langfristige Schäden? Technologische Neuerungen verhalten sich gemäß einem ähnlichen Muster. Das Internet zum Beispiel wirkt wie eine revolutionäre technische Errungenschaft. Bislang hat aber noch niemand die Phantasiekraft aufgebracht, um es im Hinblick auf seine Auswirkung auf das Seelenleben zu betrachten. Zwar wird das Internet als größtes Werkzeug der Kommunikation seit der Erfindung des Buchdrucks hochgehalten; es könnte aber wohl sein, dass es eine Art Doppelgänger der Kommunikation darstellt. Man bedenke, wie viel dadurch ausgelöscht wird, dass man im Cyberspace Beziehungen pflegt. Der Leib wird ausgeschlossen, die Nuancen des Sprechens ausgeschaltet, die Wichtigkeit dessen, was unausgesprochen bleibt ist weg. Email etwa lässt sich mit dem Schreiben von Briefen gar nicht vergleichen. Das Mailen wird normalerweise mit Hast getan. Wir erwarten eine sofortige Antwort. Die Kommunikation ist mehr oder weniger auf reine Informationsübertragung reduziert.
Das Problematische einer technologischen Wissenschaft, deren Innovationen nicht von einem mit der Seele durchdrungenen Bewusstsein gelenkt werden, ist, dass das Handeln der Erkenntnis vorauseilt. Es ist hauptsächlich durch die Lücken in unserer Erkenntnis, dass der Doppelgänger in das Leben von Institutionen einverleibt wird, ob es sich um das institutionelle Leben der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Bildung oder sonst einem Feld handelt.
Der Doppelgänger findet den Eingang in das Kulturleben und das Leben der Institutionen insbesondere durch Disziplinen, in denen die Menschlichkeit eine zentrale Rolle spielen soll. Viele dieser Disziplinen haben die wissenschaftliche Methode adoptiert, ohne jede Vorstellung davon zu haben, mit was für einer Wirklichkeit sie es zu tun haben. Im 19. Jahrhundert ergriffen die Psychologie, die Soziologie, die Wirtschaftslehre und die Politikwissenschaft die wissenschaftliche Methode und wandten sie direkt auf Menschen an, als ginge es, die für diese Wirklichkeitsebene wesentlichen Elemente – wie etwa die Seele, der Geist, die Freiheit, der Wille – zu objektifizieren und zu quantifizieren. Die Verhaltenspsychologie begreift die Menschen im Hinblick auf elementarere Aspekte des Verhaltens, und dann verwendet die Werbung dieses Verständnis, um uns zu manipulieren. Die moderne Wirtschaftstheorie steckt hinter der Manipulation der Zinsraten und setzt voraus, dass der Mensch rein von dem Eigeninteresse gesteuert ist. Um die Politik zu bestimmen, verlässt sich die Politik auf Umfragen und nicht auf den Begriff des Gemeinwohls. Alle diese Auffassungen machen die Schleusen weit für den Doppelgänger.
Angenommen ein Kulturwelt-Doppelgänger hat sich einmal etabliert: Auch dann, wenn die entsprechenden Probleme offenkundig werden, werden Versuche, die Situation zu berichtigen, scheitern. Denn sie werden von der gleichen Bewusstseinsart gelenkt, wie die Bewusstseinsart, welche die Probleme erst verursachten. Da uns die Tatsache verborgen bleibt, dass wir in einer verdoppelten Welt leben, kann es gar nicht anders sein. Die einzig mögliche Lösung wird dann der völlige Zusammenbruch der Institution sein, in der der Doppelgänger seinen Wohnort gefunden hat. Es ist so, wie wenn unsere Kollektivseele in einer chinesischen Puzzelbox eingeschlossen worden wäre, und die einzige Chance, die wir haben, darin besteht, die Puzzlebox zu zerschmettern. In dieser Weise schafft es der Doppelgänger, die Menschen in einem andauernden Zustand der Furcht zu behalten. Es scheint, als hätten wir keine andere Wahl, als einen Vollkollaps abzuwarten – was wiederum mehr Furcht erzeugt, zusammen mit dem Bedürfnis, uns noch fester an der Illusion zu klammern. Man unterschätze die Schläue des Doppelgängers ja nicht. Er wird stets die Furcht gebrauchen, um immer cleverere Ausführungen von ihr zu erschaffen.
Als Nächstes der Schluss: Wie man sich der diversen Doppelgänger bewusst wird