Ruhe. Ganzheit als Mysterium
Robert Sardello, Cheryl Sanders-Sardello
Kapitel VIII. Die Ruhe des Herzens
Robert Sardello, Cheryl Sanders-Sardello
Kapitel VIII. Die Ruhe des Herzens
Poetischer Auftakt
Sinn verblasst zum Sinnlosen. . . Sprache verschwimmt zu entfernt menschlichem Lärm. Gibt es denn wirklich so viel zu bereden? Ob man dieses Gespräch hier oder jenes Gespräch dort drüben belauscht: das bloße Berichten über Ereignisse der banalsten Art scheint das Banner der Verkündungen aufzunehmen. Dann, in der Anstrengung durch das Lärmen hindurch zu lauschen, finde ich es. Es ist schon die ganze Zeit da, allgegenwärtig, die Ränder umspielend, vom Fußboden abgetreten, von Mobiliar und Schnickschnack festgebannt. Um Himmels willen! Sie ist überall, sogar hier an diesem Ort, wo sie am eifrigsten verbannt wird. Im Bemühen sie zuzudecken, zu verscheuchen, sind wir meistens nur an ihren Grenzen durchgeschlüpft wie Kanus auf einem Fluss. Unser ganzer Lärm schneidet die Ruhe durch, huscht hart an ihr vorbei. Die Ruhe ist das Wasser, das unser Boot trägt, gegen das unser Ruder drückt, auf dem wir dahingleiten, ohne es zu bemerken – so lange wir richtig steuern, nicht kentern, nicht in die Tiefe der Ruhe hinausgeschwemmt werden, oder durch Umstände jenseits unseres Kontrollbereichs vom Kurs, den wir uns selbst gesetzt haben, abkommen. Tritt dieses ein, so geraten wir unerwartet ins fremde Reich der Ruhe (und versuchen wahrscheinlich so schnell sie wieder zu verlassen, wie beim Kentern das Wasser). Wenn wir aber für einen kleinen Moment versuchen würden, in ihr auszuharren? Und wenn wir lange genug in der Ruhe schwämmen, um uns an ihrer Temperatur zu gewöhnen? Tauche unter. Cheryl Sanders Sardello |
Kapitel VIII. Die Ruhe des Herzens
Der Weg der Ruhe ist der Weg des Fühlens, und das Herz ist das Zentrum des Fühlens. Wenn wir es schaffen, unsere Aufmerksamkeit in die Herzmitte zu versetzen, bringen wir die Erkenntnis der Ruhe zur Entwicklung, denn das Fühlen ist ein Modus des Erkennens. In allen bisher beschriebenen Praktiken der Ruhe empfinden wir den Vorgang des Erkennens als ein gründlich anderer als unser gewöhnlicher Erkenntnisstil. Solange wir uns nämlich in der Ruhe befinden, denken wir an nichts, was außerhalb des Fokus der Ruhe selbst liegt; dabei ist es durchaus möglich, innerhalb der Strömungen der Ruhe einen Gedanken zu halten. Ist doch unser Erkenntnisvermögen vollkommen anwesend. Wir befinden uns nicht in einem Trance-Zustand oder in einem herabgedämpften Bewusstseinszustand; ja wir sind noch wacher als in unserem gewöhnlichen Denken und Wahrnehmen. Und wenn wir einen Gedanken gezielt einführen, findet dieser seinen Gegenstand im Reich der Ruhe und wir werden in die Herz-Essenz dieses Gedankens hineingetragen. Die Ruhe selbst ist mit Erkenntnis durchsetzt. Der Ruhe lebt wesensgemäß eine Art des Erkennens inne. Solches Erkennen lässt sich nicht als ein „Wissen über“ etwas heraustrennen. Aus unserem gewöhnlichen Eckensteher-Erkennen wissen wir nämlich von den Dingen nur von außen. In der Ruhe befinden wir uns aber in einem nicht-mentalen Erkenntnismodus, wie wenn bei uns Kopf und Herz sich vereinigt hätten. Ruhe führt uns ins Herz hinein, und wenn umgekehrt wir unsere Aufmerksamkeit ins Herzinnere hinein versetzen, so werden wir selbst in die Ruhe aufgenommen. Bisher haben wir noch nicht verdeutlicht, welch zentrale Rolle für die Ruhe das Herz spielt. Weiterlesen in Ruhe K. VIII |