Ruhe. Ganzheit als Mysterium
Robert Sardello, Cheryl Sanders-Sardello
Kapitel I. Eine Meditation über die Ruhe
Robert Sardello, Cheryl Sanders-Sardello
Kapitel I. Eine Meditation über die Ruhe
Poetischer Auftakt zu Kapitel I
Der Lebensaufgaben ungeheures Ausmaß wiegt herab und drückt auf den Tag… sie fordern - bestehen unerbittlich auf - ununterbrochene Zuwendung unsererseits. Ah… aber wir sind so glücklich, der Nacht Trost teilhaftig zu sein – in der vom Dunkel erschaffenen Stille. Nacht… jene schwermütige Zeit, in der uns die Sterne an die Ruhe Gottes erinnern. Hier können wir der Zukunft gedenken und uns ins Unbekannte hineinlehnen, beiseite legen die bedrückende Schwere der sorgfältig konstruierten Version desjenigen, für den wir uns halten, und loslassen jenseits des Reservoirs. Wir können uns erinnern, wie man im Dunkeln sieht… mit eigenen Ohren… wahrnehmend die Ruhe in ihrem heiligen Widerhallen und Nachklingen, in ihrem Entlocken einer der Seele entstammten Erkenntnis. Diese Ruhe entsendet uns auf eine andere Pilgerschaft. Sie hütet des Herzens Feuer und lehrt uns von innen her sprechen, mit einer Sprache, die vom Heiligen durchglüht ist. Worte also genährt in dieser heiligen Ruhe fliegen mit den Flügeln der Freude hervor, kehren, uns zurückzubringen zur Ruhe, aus der sie geboren, zurück. Cheryl Sanders-Sardello |
aus "Ruhe. Ganzheit als Mysterium"
von Robert Sardello Kapitel I. Eine Meditation über die Ruhe (Auszug) Jeder von uns wird von der Gegenwart eines ewigtreuen Gefährten begleitet. Etwas, was immer bei uns ist. Etwas, was uns hilft, mit innerer Integrität und Tiefe zu leben, durch die äußere Hülle anderer und der Welt bis auf ihren Sinn und Wesenskern hindurchzusehen und darüber hinwegzukommen, uns selbst zum Zentrum von allem zu machen. Diese begleitende Präsenz ist die Ruhe. Sie geht nie weg. Wir gehen von ihr weg, indem wir zerstreut und vergesslich werden und die Manieren verlieren, die zur Nahrung der Gemeinschaft mit ihr erforderlich sind. Wir gehen von der Ruhe weg in die Welt des Lärms wie in ein riesiges Gesumme von Insekten, dazu gedrängt, in der nie aufhörenden Reizung der Dissonanz zu existieren. Unsere Wahl, im Krach unserer Gedanken und Emotionen innerhalb des beständigen Lärmens um uns herum zu leben, geschieht beinahe ohne dass wir dies erkennen. Uns wird aber im Beisein der Ruhe unbehaglich. Sie passt mit unserem hektischen Leben nicht zusammen, mit dem, was täglich zu erledigen ist und mit dem empfundenen Bedürfnis, etwas leisten zu müssen. Augenblicke der Ruhe erinnern uns daran, dass wir den Kern unseres Wesens vernachlässigt haben, wir können den Folgen dieser Vernachlässigung nicht ins Auge sehen. Angst tritt auf. Es ist besser, wir rennen weiterhin vor ihr weg. Wovor rennen wir aber weg? Wir haben eine starke Neigung, uns die Ruhe als Nichtvorhandensein von Schall vorzustellen. Diese Vorstellung bringt die Ruhe darum, überhaupt an und für sich selbst etwas zu sein, macht sie zu einer Leere, zu einem Vakuum in dem, vorgeblich Normalen. Die Ruhe war aber vor allem anderen da und sie umschließt alles andere. Sie ist der ursprünglichste Phänomen des Daseins, sowohl greifbar ein Etwas als scheinbar nichts. Ruhe ist vor dem Hörbaren, nicht das Aufhören des Schalles. Es gibt sie schon, sie ist bereits vorhanden. Wenn wir uns auch nur einen Augenblick in die Stille hineinfallen lassen, fühlen wir die Gegenwart der Ruhe als eine Einladung. Weiterlesen in Ruhe K. 1 |